1. Startpunkt unseres Stadtspaziergangs ist der Marktbrunnen. Sie befinden sich hier im Herzen der Stadt und haben einen schönen Blick auf den imposanten Dom und auf das Rathaus. Historiker
vermuten, dass sich im 8. Jahrhundert in diesem etwas erhöht liegenden Teil der Stadt die ersten Siedler niederließen – auch wenn keine Bauten aus dieser Zeit erhalten sind. Bevor der Dom in den
Jahren 1893-1898 erbaut wurde, standen an gleicher Stelle eine alte Pfarrkirche sowie Verwaltungsgebäude. Und – wie der Straßenname an dieser Stelle bis heute besagt – hier fand seit
Jahrhunderten der Billerbecker Markt statt. Am Marktbrunnen beginnt zudem die „Lange Straße“, in die der Wochenmarkt mittlerweile umgezogen ist. Freitags zwischen 14 und 18 Uhr wird hier ein
breites Sortiment von hochqualitativen regionalen Produkten angeboten.
2. Besuchen Sie jetzt den Ludgerusdom (Propsteikirche). Die weithin sichtbaren Türme haben ihn zum Wahrzeichen unserer Stadt gemacht. Die imposante neugotische Basilika wurde 1893-1898 vom
Münsteraner Wilhelm Rincklake erbaut (Länge 56 m, Breite 26 m, Höhe der Türme 100 m, Sitzplätze?). Der Dom steht unweit der Stelle, an der der heilige Ludgerus, erster Bischof von Münster, im
Jahr 809 der Überlieferung nach gestorben ist. Im Südturm befindet sich Sterbekapelle des heiligen Ludgerus, die immer wieder Ziel für Wallfahrer ist und Reliquien des In Essen-Werden bestatteten
Heiligen birgt. Überregional bekannt und beliebt ist auch Billerbecks neue Domorgel, die ausschließlich aus Spendengeldern finanziert und 2014 eingeweiht wurde. Schauen Sie sich den Dom mit
seinen beeindruckenden Fenstern unbedingt auch von innen an oder genießen Sie eines der zahlreichen Kirchenmusik-Highlights. www.domsite-billerbeck.de; www.baumberger-orgelsommer.de;
www.domorgel-billerbeck.de
3. Gehen Sie jetzt in Richtung Rathaus. Das historische Gebäude wurde im Jahr 1890-1892 im neugotischen Stil errichtet und ersetzte damit das alte Rathaus, das mit seinem ursprünglichen Standort dem Bau des Ludgerusdoms weichen musste. Der für die Region typische Baumberger Sandstein findet sich in der beeindruckenden Fassade wieder. Eine gute Orientierung über das Gesamtstadtbild finden Sie im Bronzenen Stadtplan unmittelbar vor dem Rathaus (linke Seite). Informationen zum Markt und der Geschichte Billerbecks finden Sie auf einer Stele auf der rechten Seite. Bereits im 13. Jahrhundert erhielt Billerbeck aufgrund seiner kirchengeschichtlichen Bedeutung Stadtrechte, die bis heute bestehen.
Das Rathaus beheimatet neben der gesamten Stadtverwaltung auch die Tourist-Information. Hier stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn Sie z.B. auf der Suche nach einer geeigneten
Führung sind oder Hilfe bei der Auswahl von Gastronomie- und Übernachtungsmöglichkeiten benötigen. Gerne stellen wir Ihnen auch kostenloses weiteres Informationsmaterial zur Verfügung
(Öffnungszeiten Foyer: Mo-Fr 8.30-12.30 Uhr, Mo-Mi 13.30-17 Uhr, Do 13.30-18 Uhr, Mai bis September zusätzlich: Fr 14-17 Uhr, Sa 9-12 Uhr).
4. Gehen Sie vor dem Rathaus rechts in die Kurze Straße. Biegen Sie dann wieder rechts in die Münsterstraße ab. Nach wenigen Metern erreichen Sie auf der rechten Seite Haus Beckebans. Mitten in der Stadt finden Sie hier eines der schönsten erhaltenen Profangebäude Billerbecks. Erstmals 1409 urkundlich erwähnt, stellt der Bau einen Übergangstyp zwischen städtischem Adelshof und reichem Bürgerhaus dar. Die interessante Fassade wurde in der so genannten "Specklagen-Technik" erbaut, bei der rote Ziegelsteine und helle Sandsteine schichtweise eingebaut werden, wie bei durchwachsenem Speck.
Nach einem Besitzerwechsel soll das Haus ab dem Frühjahr 2020 eine Galerie, Vinothek und ein Kulturcafé beheimaten.
5. Wenn Sie die Münsterstraße jetzt noch ein kleines Stück weitergehen, kommen Sie erneut auf die Lange Straße. Hier, am Markt und in der Münsterstraße finden Sie ein breites Angebot an
Gastronomie und Straßencafés. Kleine, aber feine inhabergeführte Lädchen und Galerien laden zum Bummeln ein und machen Billerbeck damit zum „Ort der schönen Dinge“.
6. Ein gelungenes Beispiel für Billerbecker Ideenreichtum und kreatives Engagement findet sich im Domkontor (Ecke Münsterstraße/Lange Straße). Das Domkontor wurde im November 2014 als ehrenamtlich geführter Genossenschaftsladen im Herzen von Billerbeck eröffnet. Träger des Domkontors ist die Bürgergenossenschaft „Innenstadt Billerbeck" eG, der neben den Austellern, für die die Mitgliedschaft verpflichtend ist, viele Billerbecker Bürger*innen angehören. Mit der außergewöhnlichen Mischung aus traditionellen Handwerkserzeugnissen, Kunsthandwerk, Schmuck, Dekoration und Accessoires, bis hin zu ausgewählten regionalen Köstlichkeiten, stellt das Domkontor eine ideale Ergänzung zum bestehenden Einzelhandel dar. Künstlern und Kunsthandwerkern aus der Region wird hier eine einzigartige Plattform geboten, ihre Produkte zu vermarkten.
Für sein erfolgreiches Konzept zur Belebung der Innenstadt wurde das Domkontor von der NRW-Landesregierung im Jahr 2015 als „Ort des Fortschritts“ ausgezeichnet. Seit dem Jahr 2019 befindet sich
im Domkontor auch eine Außenstelle der Tourist-Information, wo Sie z.B. auch sonntags Auskunft und Material erhalten, um Ihren Aufenthalt in Billerbeck zu planen (Öffnungszeiten: Mo geschlossen,
Di-Fr 9.30-12.30 Uhr und 14.30-18 Uhr, Sa 10-15 Uhr, So 11-18 Uhr).
7. Gehen Sie die Lange Straße jetzt ein kurzes Stück bergab. Die im Jahr 2017/18 aufwendig sanierte Fußgängerzone greift in der Gestaltung thematisch immer wieder das Thema „Wasser“ auf. Damit
wird ein Bezug zu den drei Flüssen geschaffen, die auch im Stadtwappen Billerbecks als silberne oder weiße Flüsse auf blauem Untergrund zu sehen sind: Berkel, Haulingbach und Lilienbeke. Während
die zwei letztgenannten inzwischen unterirdisch verlaufen, prägt die Berkel, die auch in Billerbeck entspringt, das Stadtbild Billerbecks bis heute eindrücklich. Das frische Quellwasser war auch
der Grund, warum sich die ersten Siedler in Billerbeck niederließen. Weitere Informationen zur Geschichte der Langen Straße finden Sie auf der Stele zwischen Kleinem Café und
Johannis-Apotheke.
8. Am Ende der Langen Straße gelangen Sie auf den Johannikirchplatz, der mit seinem idyllischen Charme vergangener Jahrhunderte schon häufig als Filmkulisse diente. Auf der linken Seite befindet sich zunächst das ursprüngliche Pastorat, dann folgt eine Reihe von kleinen Speicherhäuschen aus dem 15. Jahrhundert. Der älteste Kern stammt aus dem Jahr 1492 (Haus Nr. 6/7), welches aus dem Grund auch "Kolumbus-Haus" genannt wird.Die Häuser wurden sowohl von den reicheren Bürgern als Speicher genutzt als auch von Angehörigen der unteren sozialen Schichten bewohnt - gemeinsam mit dem Vieh. Im 18. Jahrhundert wurden die Häuser auch für Kaufleute interessant.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Speicherhäuschen zum Großteil verlassen und heruntergekommen, so dass die Stadt plante sie abreißen zu lassen und dort das neue Pfarrzentrum zu bauen. Der historische Wert der Gebäude wurde aber zum Glück erkannt, so dass sie 1986 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Die Kirche verkaufte die Häuser zumeist an Privatpersonen, die sie dann liebevoll restaurierten. Ausführliche Informationen zum Johannikirchplatz und zur Kirche finden Sie auch auf einer Stele am hinteren Ende des Platzes.
9. Die alte Stadt- und Pfarrkirche St. Johann ist ein Juwel für Kunsthistoriker. Sie gehört zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern spätromanischer Zeit in Westfalen. Das älteste nachweisbare Baudatum der Kirche ist das Jahr 1074 – der tatsächliche Erstbau stammt aber vermutlich aus dem 8. Jahrhundert. Der Grundstein für den heutigen Kirchenbau wurde im Jahr 1234 gelegt. Ein gotischer Umbau erfolgte im Jahr 1425, heute gut an den Fensteröffnungen zu erkennen. Die Kirche verfügt über eine besonders reiche, kunstgeschichtlich wertvolle Innenausstattung – so z.B. die Doppelstrahlenmadonna aus der Zeit um 1480. In der etwas tiefer liegenden Taufkapelle finden noch heute alle katholischen Taufen in Billerbeck statt. Eine gelebte Tradition ist in Billerbeck auch das sogenannte „Beiern“, um das schöne Geläut der Johannikirche zum Klingen zu bringen. Dabei werden die Glocken nicht geschwungen, sondern die Klöppel werden von einem Glöckner per Hand und Fuß über Seilzüge an die dickste Stelle am unteren Rand der Glocken geschlagen. Damit gehört die Johannikirche zu den wenigen Kirchen in Deutschland, deren Glocken noch manuell betrieben werden. Auch die mechanische Uhr ist ein faszinierendes Werk, dass Sie bei einer Kirchenführung besichtigen können.
10. An der Südseite des Johannikirchplatzes (also aus Ihrer Laufrichtung hinter der Kirche) befindet sich das Archidiakonatsgebäude. Bis zum Jahr 1825 war das Bistum Münster in Archidiakonate als kirchliche Verwaltungseinheiten gegliedert. Einer dieser Archidiakone - ein adeliges Mitglied des Domkapitels - hatte seinen Sitz in Billerbeck. Er hatte das Vorrecht, ein eigenes Wohnhaus zu besitzen. Das Haus aus dem frühen 16. Jahrhundert gehört zu den ältesten Gebäuden Billerbecks. Heutzutage wird das Archidiakonat privat bewohnt und von der Besitzerfamilie samt Nebengebäuden seit dem Jahr 2015 (?) unter Berücksichtigung der Denkmalschutzauflagen aufwendig restauriert.
11. Gehen Sie jetzt den schmalen Weg neben dem Archidiakonat. Sie gelangen hier zum kleinen Busbahnhof Billerbecks. Historische Informationen zu diesem Teil der Stadt finden Sie auf einer Stele kurz vor der Fußgängerampel. Überqueren Sie die Straße „Baumgarten“ an der Ampel und gehen Sie geradeaus in die Straße „An der Kolvenburg“. Nach wenigen Metern queren Sie – beinahe unbemerkt – zum ersten Mal die Berkel. Die Berkel, die in Billerbeck entspringt, fließt – immer breiter werdend - über Coesfeld, Gescher, Stadtlohn und Vreden in die Niederlande, wo sie in Zutphen nach etwa 110 km in die IJssel mündet. Auf der linken Seite sehen Sie jetzt schon von weitem die Kolvenburg.
12. Über die Anfänge der Kolvenburg und ihrer wechselvollen Geschichte ist nur wenig bekannt. Sicher ist aber, dass sie seit dem 13. Jahrhundert Wohnsitz niederer Adelsfamilien war. Der Name der früheren Wasserburg, von der heute nur noch ein Teil der Gräfte sichtbar ist, geht zurück auf die Familie von Colve. Wie die meisten Burgen ist auch die Kolvenburg kein Bau „aus einem Guss“. Im heutigen Gebäude sind Teile einer Platzummauerung, eines Turms und eines Zwei-Raum-Hauses enthalten. Nachdem das Haus seit dem 16. Jahrhundert nur noch von Verwaltern und Mietern bewohnt war, wurde es in den Jahren 1958 bis 1976 in mehreren Bauabschnitten restauriert. Im Jahr 1966 pachtete der Kreis Coesfeld die Kolvenburg von der Familie von Twickel, in deren Besitz die Burg bis heute ist. Heute ist die Kolvenburg eines von zwei Kulturzentren des Kreises Coesfeld mit wechselnden Veranstaltungen und Ausstellungen hochkarätiger internationaler Künstler*innen. In den Wintermonaten ist die Kolvenburg geschlossen. Eröffnet wird die Saison mit einem zweiwöchigen Frühlingsmarkt vor Ostern, den Abschluss bildet ein Adventsmarkt, der Mitte November startet. Bei beiden Märkten werden hochwertige Handarbeiten und Kunstobjekte angeboten. Beliebt ist das besondere Ambiente der Kolvenburg auch für standesamtliche Trauungen. Seit dem Jahr 2019 ist es zudem möglich, bei einer speziellen Architekturführung sogar einen Blick auf den kathedralartigen Dachstuhl aus dem 16. Jahrhundert zu werfen.
Unser kleiner Stadtrundgang endet hier. Sie können jetzt zum Startpunkt zurückkehren. Genießen Sie auf dem Weg den besonderen Charme Billerbecks bei Kaffee und Kuchen, einem leckeren Eis oder bummeln Sie in Ruhe durch die kleinen Lädchen.
Von hier aus haben Sie aber zudem viele Optionen, Ihren Stadtspaziergang auszuweiten. Wir haben drei Vorschläge für Sie, bei denen Sie die schönen Ecken Billerbecks noch besser kennenlernen – je nach Zeitbudget, Kondition und persönlichen Interessen. Der Dom wird Ihnen übrigens auch immer gute Orientierung bieten. Von allen Seiten Billerbecks sind die Domspitzen gut zu sehen und führen Sie so wieder ins Zentrum zurück.